Übungsaufgaben zur 1. Klassenarbeit:

 

1.

Beschreiben Sie die Untersuchung von René Spitz und die daraus gewonnenen Erkenntnisse zur Sozialisation.

Untersuchung von Säuglingen, denen vor allem eine Auseinandersetzung mit der sozialen Umwelt fehlte; Mängel im Hinblick auf die emotionale und sprachliche Entwicklung; S. 138
2. Erläutern Sie, welche Unterschiede zwischen Mensch und Tier hinsichtlich der Formbarkeit bestehen. Tier: Verhalten durch Instinkte weitgehend vorherbestimmt;
Mensch: genetisch bedingte Verhaltensabläufe spielen eine relativ geringe Rolle; Bewältigung der aus der Umwelt entstehenden Aufgaben erfolgt in hohem Maße durch Lernen; Entwicklung eine eines begrifflich strukturierten Bildes von der Welt ( S. 138)
3. Erläutern Sie, welche Bedeutung der genetisch vorbestimmte Anteil und welche Bedeutung die Umwelt für die Sozialisation des Menschen haben. Ergänzen Sie Ihre Aussagen durch Beispiele auf der Grundlage des Unterrichts.  Angeborene Gene: Grundlage für die Wirksamkeit der Umweltbedingungen; Sozialisationsprozess  entsteht durch eine Vielzahl von Wechselwirkungen zwischen den organischen Bedingungen und der sozialen Umwelt
Beispiel 1: Der Mensch ist in einem bestimmten Zeitraum besonders gut in der Lage, die zahlreichen Regeln einer Sprache zu erlernen, ohne sich dieser anhand einer theoretischen Durchdringung bewusst zu sein.
Beispiel 2: Wechselwirkungen zwischen den Aktivitätsniveau eines Kindes und dem Pflegestil der Eltern (S. 139)
4. Erläutern Sie, welche Bedeutung die frühe Kindheit für die Sozialisation hat. In der Kindheit reift noch das Nervensystem. Dieser Reifungsprozess ist von Anregungen aus der Umwelt abhängig. Siehe hierzu auch Aufg. 1 dieser Übungsaufgaben
5. Erläutern Sie, inwiefern der sozialisatorische Einfluss der Gesellschaft in den Beispielstexten über die chinesische Grundschule, bzw. in dem japanischen Kindergarten deutlich wird. China: Werkstatt: Auseinandersetzung mit der materiellen Umwelt der Erwachsenen als Vorbereitung auf das Arbeitsleben;
Gruppen: Lernen in der Interaktion mit anderen Menschen; sozialer Aspekt der Sozialisation
Schachspiel: Vertraut werden mit einem Teil der chinesischen Kultur;
Aufeinanderfolgende Aufgaben: Einübung eines geordneten Vorgehens in der Produktion;
Etwas für den Staat leisten: Gemeinsame Werte im Hinblick auf die Akzeptanz des Kommunismus
Indien: Siehe Hinweise zur Aufg. 1 der 1. Klassenarbeit (S. 140 - 141)
6. Erläutern Sie den Stand der Theorie zur Sozialisation im Hinblick auf die Wirksamkeit und die Planbarkeit der Sozialisation. Aussagen über die Wirksamkeit von Sozialistationsprozessen nur sehr eingeschränkt möglich. Es gibt keine Theorie über die Sozialisationsprozesse, welche die zahlreichen Bedingungen und die Komplexität der Zusammenhänge angemessen zusammenfasst und hinreichend genaue Aussagen über den Sozialisationsverlauf zulässt. (S 142, rechte Spalte)
Beispiele für die Gründe: Bei einem sich entwickelnden Individuum stehen die früheren und die späteren Erfahrungen in einer Wechselwirkung, deren Gesamtergebnis noch nicht genau erfasst werden kann. Die Wirkungen mancher sozialisatorischen Einflüsse sind manchmal nicht eindeutig. (S141, rechte Spalte)
7. Grenzen Sie die Begriffe Sozialisation und Erziehung gegeneinander ab. (S. 142, linke Spalte) Erziehung: zielgerichtete geplante Lernvorgänge unter Beteiligung von entsprechend ausgebildetem Personal; Hinweis: Diese Merkmale sind in dem Beispiel vom japanischen Kindergarten gut dargestellt. (S. 140)
Sozialisation: Gesamtheit aller Lernprozesse, unabhängig davon, ob geplant oder nicht;
Auslöser der Sozialisation: Interaktion des Menschen mit seiner gesellschaftlichen Umwelt, unabhängig von der Vorbildung dessen, der den Lernprozess anregt. Hinweis: Auf S. 151 ist ein Beispiel für Sozialisation dargestellt.
8. Erläutern Sie, inwiefern Sozialisation zu einer Ungleichheit in der Gesellschaft führen kann. Vergleich Aufwachsen auf dem Land oder in der Stadt: Bei Kindern, die in der Stadt aufwachsen wird die Entwicklung des abstrakten Denkens und der sprachlichen Kommunikation in besonderem Maße gefördert. Dies hat möglicherweise Auswirkungen auf die schulischen Leistungen und den Erfolg in der Arbeitswelt. (S. 144)
Vergleich: Aufwachsen in verschiedenen sozialen Schichten: Viele Faktoren bedingen unterschiedliche Anregungen und Erfolge im Bildungssystem:
Art und Ausstattung der Wohnung; Anregungen durch Bücher, Spielzeug und Urlaub; Wertsysteme; Sprachgebrauch;
Vergleich der beiden Geschlechter: Mädchen werden auf eine künftige Rolle als emotionales Zentrum der Familie vorbereitet; Jungen werden besser auf die unpersönliche Arbeitswelt vorbereitet. Dies führt zu unterschiedlichen beruflichen Zielvorstellungen und Aufstiegsmöglichkeiten.
9. Werden Mädchen oder Jungen besser auf die Arbeitswelt vorbereitet? Erläutern Sie Ihre Stellungnahme auf der Grundlage des Unterrichts. Nach Chodorow werden Jungen meist besser als Mädchen auf die Arbeitswelt vorbereitet:
Mädchen sagen sich nie so vollständig von ihrem Gefühl der Einheit mit ihrer Mutter los, wie dies bei Jungen der Fall ist. Frauen erzeugen als Mütter eine spezifische Mutter-Tochter-Beziehung, die bei Mädchen die Fähigkeit fördert, andere zu pflegen. Dies wiederum führt dazu, dass Mädchen gern für andere sorgen. Für Mädchen ist die Beziehung zu anderen Menschen bedeutsamer als für Jungen. Damit erwerben Mädchen die Voraussetzungen dafür, als Ehefrau bzw. Mutter für den emotionalen Zusammenhalt in der Familie zu sorgen. Diese hier aufgezeigte Sozialisation ist aber nicht besonders geeignet auf die Anforderungen einer als unpersönlich geltenden Arbeitswelt vorzubereiten.
Jungen sagen sich sehr früh von ihrem Gefühl der Einheit mit ihrer Mutter los. Zu ihrem Selbstbild gehört eine Abgrenzung von allem Weiblichen. Das bedeutet auch, dass Emotionalität und persönliche Beziehungen zu anderen Menschen für Jungen eine geringere Bedeutung haben als für Mädchen. Dadurch sind Jungen besser für eine Arbeitswelt sozialisiert, die durch Unpersönlichkeit gekennzeichnet ist. (S. 147)
10.

Nehmen Sie Stellung zu der folgenden Aussage: „Arbeiterkinder werden häufig in einer Weise sozialisiert, dass sie zwar die für einen Platz als Arbeiter erforderlichen Tugenden lernen, aber nicht die Voraussetzungen, um im Bildungssystem einen höheren Abschluss zu erreichen.“( siehe S. 148 / 149)

Die Sozialisation ist offenbar häufig schichtspezifisch und führt dazu, dass Ungleichheiten von einer Generation an die folgende weitergegeben werden. Die Ursachen für diesen Befund wurden bereits in der Bearbeitung der Aufgabe 9 dargestellt.
Hier zeigt sich ein großes Problem für eine Gesellschaft, in der die Gleichheit der Menschen und die Verwirklichung demokratischer Verhältnisse von großer Bedeutung sind. Indem Arbeiterkinder nicht die Möglichkeit erhalten, einen höheren Bildungsabschluss zu erreichen, wird in der Sozialisation die Grundlage für eine Ungleichheit hinsichtlich der Teilhabe an der politischen Willensbildung, der Macht und der Verfügung über Ressourcen und Lebenschancen gelegt